Optische Täuschungen: Was steckt dahinter?
Das menschliche Auge ist ein Meisterwerk der Evolution – ein in Millionen von Jahren perfekt ausgereiftes Organ, das Seheindrücke ins Gehirn spiegelt. Stellt sich nur die Frage: Entspricht das, was unsere Augen ans Gehirn weiterleiten, immer der Realität? Die Antwort lautet ganz klar nein.
In diesem Artikel erfährst du
- wie optische Täuschungen im Gehirn entstehen und
- welche Varianten von optischen Illusionen es gibt.
Wie optische Täuschungen entstehen
Sehen ist ein komplexer Vorgang – eine Tatsache, die für die meisten wohl keine Überraschung darstellt (mehr zum Thema Funktionsweise des Auges gibt’s in diesem Beitrag). Das komplexe Zusammenspiel von Augen und Gehirn kann uns aber auch ganz schön in die Irre leiten. Sprich, das was an Information bzw. Bildern in unserem Gehirn ankommt, entspricht nicht zwangsläufig der Realität.
Bestes Beispiel dafür sind optische Täuschungen. Was dahintersteckt:
- Im Zuge des Sehvorganges übernimmt das Auge auch die Funktion eines Filters, bringt Struktur ins Wahrgenommene und sortiert die aufgenommenen Eindrücke.
- Anhand bisheriger Erfahrungswerte bastelt das Sehzentrum im Gehirn daraus das, was wir wahrnehmen – und lässt dabei gerne mal etwas weg oder fügt das ein oder andere hinzu.
- All diese Vorgänge passieren völlig unbewusst.
So komplex der Seh- bzw. Wahrnehmungsvorgang ist, so immens ist auch die Vielfalt an optischen Illusionen – von Bildern, die sich zu bewegen scheinen über falsche Größenwahrnehmungen bis hin zu verbogenen Linien, die in Wirklichkeit gerade sind.
Einige dieser optischen Täuschungen nehmen wir im Folgenden genauer unter die Lupe.
Optische Täuschung: bewegte Bilder
Ein statisches Bild, das wirkt, als würde es sich bewegen? Ganz klar: Da spielen dir Augen und Gehirn einen Streich! Dieses Phänomen nennt man Bewegungsillusion.
Der Hintergrund ist eigentlich simpel erklärt: Als Grundlage dient ein Bild, das Elemente vor einem Hintergrund zeigt – ohne dabei Anhaltspunkte für deren räumliche Lage zu liefern.
Je nachdem, auf welche Stelle des Bildes man den Fokus richtet, erscheinen bestimmte Teile nun so, als würden sie sich bewegen – und zwar die Stellen rundum, auf die das Auge nicht fokussiert.
Optische Täuschung: Größenunterschiede, die nicht existieren
Ein Evergreen unter den optischen Illusionen, den die meisten noch aus der Schulzeit kennen: Die Müller-Lyersche-Täuschung. Zwei Pfeile mit gleich langen Verbindungslinien, die aufgrund der Anordnung der Pfeilspitzen (spitzer bzw. stumpfer Winkel) verschieden lang aussehen – und das, obwohl sie in Wirklichkeit komplett gleich lang sind. Dahinter steckt eine so genannte optisch-geometrische Größenillusion.
Franz Müller-Lyer, deutscher Psychiater und Soziologe und Entdecker der Müller-Lyer-Illusion, erklärt seine 1889 entdeckte Täuschung wie folgt: “Man hält die beiden Linien für verschieden gross, weil man bei der Abschätzung nicht nur die Linie selbst, sondern unwillkürlich auch einen Teil des zu beiden Seiten derselben abgegrenzten Raumes mit in Anschlag bringt.” Sprich: Alles eine Frage der Perspektive.
Optische Täuschung: schiefe bzw. gebogene Linien
Nanu, was ist denn hier los? Die Linien auf dem Bild erscheinen so schief, dass einem fast schwindlig wird. Dabei laufen die grauen Linien komplett horizontal und parallel zueinander. Warum dir dein Gehirn in diesem Fall etwas vorgaukelt? Schuld sind die schwarzen und weißen Quadrate, bzw. genauer gesagt deren leicht versetzte Anordnung.
Der Fokus des Augen liegt in diesem Fall am dominanteren Muster – den geschwungenen breiten Linien, die durch die Quadrate gebildet werden. Die helleren Linien hingegen werden untergeordnet und rücken wahrnehmungstechnisch in den Hintergrund – deshalb erscheinen sie uns windschief.
Optische Täuschung: von Elefanten und Doppeldeutigkeiten
Auch der Elefant mit den – wie vielen? – Beinen ist ein populäres Beispiel optischer Illusion. In solchen Fällen ist die Informationsverarbeitung in unserem Sehzentrum übereifrig am Werk – und kreiert etwas, das in Wirklichkeit gar nicht da ist. So wie die scheinbar zu vielen Beine des Elefanten.
Ein Phänomen, das mehr mit unserem Gehirn zu tun hat – denn dieses ergänzt hier einfach ein Bein.
Zu den bekannten Beispielen optischer Täuschungen gehören auch Kipp- bzw. Vexierbilder wie die Zeichnung der alten/jungen Frau. In doppeldeutigen Zeichnungen wie diesen verstecken sich zwei völlig unterschiedliche Motive, auf denen man auf den ersten Blick meist nur eines erkennt. Hat man schließlich beide erfasst, kann das Gehirn zwischen den Bildern hin und her schalten.
Oft ist es allerdings ganz schön knifflig, seinen Fokus so zu verändern, um in einem Vexierbild beide Motive zu finden – denn jedes Gehirn hat aufgrund gesammelter Erfahrungen bestimmte Präferenzen. Auf jeden Fall ein gutes Training fürs Oberstübchen!